der spiess im bein des kleinen mannes

Tänzer, 1994, Aufbau Jahresausstellung HfbK Hamburg, KP Brehmer Klasse

schon die erste knet-arbeit (von 94) war eines meiner größten konstrukstions-highlights. das innenleben aus styroporbrocken, die ich mit klebeband zu kleinen paketen gebündelt hatte. die pakete wurden gestapelt und verbunden mit styroporkleber aus dem baumarkt (der unter der luftdichten knetschicht nie wirklich durchhärtete sondern jahrelang feucht blieb).
der ganze kram hielt also hauptsächlich durch die äussere knetschicht, an manchen stellen nur einen milimeter dick, an anderen stellen verbriet ich gleich mehrere kilo. kein mensch kann sich heute mehr erklären, wie ich die sache zum stehen gebracht hab.

der transport von meinem atelier in der wendenstrasse zur hochschule erfolgte auf dem vorgeklappten rücksitz von tims panda, die figuren einzeln nebeneinander. als ich sie im ausstellungsraum (dem raum der kp brehmer klasse) wieder zusammenkloppte standen sie nicht mehr von alleine.

ich musste also einen trick anwenden auf den ich bis heute stolz bin: ich bohrte ein 30 cm tiefes loch in den betonboden und versenkte eine stahlstange, die darin zwar etwas hin und her schlenkerte aber mit sytroporkleber (!) an stabilität gewann.

zu zweit stemmten tim und ich das mehrere dutzend kilo schwere paar in die höhe und liessen es, die stange unter der ferse des mannes, wieder runter krachen. das bein platzte auseinander, das machte aber nichts, ich wickelte einfach noch eine gute schicht paketklebeband um die syroporwade, knete obendrauf. fertig.

die knete hatte ich irgendwo in bayern bestellt, sie war scheiss-teuer, hart wie fensterkitt und, wie sich nach ein paar wochen herausstellte, nicht lichtecht.
das mit der lichtechtheit kennt man ja von farb-pigmenten, man muss immer die mit den vielen sternchen nehmen, dann ist man auf der sicheren seite. im grunde hat man hat aber keine vorstellung davon, was „nicht lichtecht“ bedeutet. hier konnte ich das nun – im wörtlichen sinne – hautnah miterleben: binnen weniger tage löste sich ausgerechnet die hautfarbe der figuren komplett auf.

die tänzer sah ich übrigens ein paar jahre später nachts an meinem schlafzimmerfenster vorbei fliegen – abwärts. ein brand in der über uns liegenden wohnung hatte meinen dachboden komplett vernichtet und die feuerwehr warf alles was sich darin befand aus dem fenster.
aber die tänzer waren eh nicht gerade für die ewigkeit konzipiert.