raum ist ja immer

Blogger 6, 2009

die tage ein anruf: ein kurator will sich die bloggerportraits ansehen (und erfahrungsgemäss auch darüber sprechen).
was sich zunächst mal gut anhört könnte es auch sein, wäre man nicht selbst komplett ahnungslos, worum es bei diesen arbeiten eigentlich geht.

ich weiss oft erst jahre später wieso ich manches getan habe. bei der vernissage noch unter schock fragt man ein paar ausgesuchte leute nach ihrer meinung. (vielleicht können die ja hinweise geben, was es mit der arbeit auf sich hat). die sagen natürlich alle „super“! und haben genauso wenig durchblick wie ich.
wenn keine ausgesuchten da sind fragt man eben unausgesuchte. die sagen dann vielleicht „garnicht schlecht“ – noch am selben abend werden freundschaften gekündigt.

ein halbes jahr später hängt man vor dem kuratorenbesuch ein handtuch davor, ein weiteres halbes jahr später sortiert man die fotos aus der mappe aus. wieviel zeit vergehen muss, bis man die arbeit verstanden hat, ist variabel.

aber wie gesagt: über inhalte redet eh kaum einer. weswegen man sich eigentlich garnicht allzusehr den kopf zerbrechen braucht. ich zerbreche mir also grundlos den kopf. sogar doppelt grundlos: schliesslich ist das erklären meiner eigenen arbeiten nichtmal meine aufgabe.

die arbeiten trotzdem zu erklären lernt man an der kunsthochschule. dort wird erklären trainiert, wohl aber auch vermittelt, dass alles gerede nichts bringt, wenn die arbeit nichts taugt. die arbeit muss schon für sich selbst sprechen können um gut zu sein.
die meisten studenten konnten mit diesem widerspruch gut leben. im ersten semester noch sinnlose landschaftsaquarelle, eins später konnte man die arbeiten schon zusammenfassend erklären: „ich beschäftige mich mit raum“.
(ich bin bei der thematischen zusammenfassung meiner arbeit leider noch nicht so weit gekommen. „ich knete“ gilt nicht als thema.)

jetzt nun zu dem kurator, der die blogger sehen wollte. plötzlich fiel es mir ein. es hatte tatsächlich was mit raum zu tun! geradezu euphorisch darüber verkündete ich meine feststellung. „naja,“ erwiederte kurator, „raum… ist ja immer.“