hier kommt meine persönliche topten. alles quasi gut abgehangene klassiker (von allen gibts endlose variationen):
platz 10
hochschulprofessor (besoldungsgruppe C4) bezeichnet arbeiten der männlichen kollegen als kunst, arbeiten der frauen als frauenkunst
platz 9
sammler versucht mir zu erklären, wieso seiner meinung nach meine arbeiten nicht zu vergleichen seien mit den meiner männlichen kollegen. ich weiss, was er sagen will, er traut sich nicht, vielleicht besser so
platz 8
sammler (Ü60) fragt mich (damals U30) in gegenwart seiner ehefrau ob ich noch zu haben sei und deutet persönliches interesse an
platz 7
hochrangiger kurator (alter sack mit triefenden tränensäcken) tanzt auf dem jubiläumsball einer kunstzeitschrift mit einer unbekannten künstlerin (etwa 30 jahre jünger als er) und seine beiden hände liegen dabei auf ihrem po
platz 6
sammler wird von besoffenem künstler als „arschloch“ beleidigt. sammler so, zeigt auf seine frau: „und wie findste die?“
platz 5
ich frage einen kurator, warum er bei 50 künstlern nur 2 frauen eingeladen hat. er erklärt mir: weil es keine guten frauen gibt (ihn darauf hinzuweisen, dass ich auch eine bin, hab ich mir gespart)
platz 4
wir unterhalten uns über einen sammler. kollegin fragt mich, wie es denn so mit älteren männern sei
ich so: hä?
sie so: naja, wieso, ich dachte, du schläfst mit dem damit er deine arbeiten kauft
platz 3
ehemaliger prof (besoldungsgruppe C4) erzählt der klasse (hauptsächlich männliche studenten) dass er frauen nur aufnimmt wenn er sie sexy findet. (so weiss ich, weswegen ich aufgenommen wurde und alle anderen wissen es auch)
platz 2
auf ner eröffnung. ein ehemaliger prof (Ü60), besoffen, graptscht mir (damals U30) im beisein von etwa 6 zum teil hochrangigen personen an die brüste und blickt mir dabei tief in die augen. alle lachen
ich hole aus und gebe ihm eine schwere ohrfeige, wieder lachen alle und 10 minuten später grapscht er mir wieder an die brüste
platz 1
galeristin schlägt mir und einer kollegin vor, dass wir den volltrunkenen starkünstler nach hause begleiten, das würde ihm sicher gefallen und zeigt auf meinen busen
Platz 2 macht mich vollkommen wortlo
ich fand nummer 1 noch schlimmer, vielleicht kommt das in der kürze nicht so rüber aber die dame wollte uns ihrem starkünstler quasi als betthupferl mitschicken.
die kollegin und ich waren uns hinterher einig, dass wir es hier mit einer art aufforderung zur prostitution zu tun hatten. das hat mich damals ziemlich traumatisiert. die geschichte war eigentlich noch viel länger aber ich dachte, ich kürz das mal n bischen ab. will mir ja beim aufschreiben von sowas auch nicht ganz die laune verderben :)
Da fällt einem echt nichts mehr ein. Solche widerlichen Schweine.
Ich finde interessant, dass hier zwei Beispiele aufgeführt werden, in denen sich Frauen sexistisch verhalten. Ist das wohl in der Kunstszene stärker ausgeprägt oder konzentriert sich die gerade laufende Diskussion nur nicht auf diesen Aspekt?
hi clara,
sexistisches verhalten im sinne von bestärkung der bestehenden strukturen gibts klar auch bei frauen. sieht man ja allein schon an der aktuellen debatte. es gibt ja diverse artikel von frauen, die meinen, es ginge tatsächlich um “offene blusen” oder frauen sollten sich “nicht so haben”, es wäre alles anderes wenn die freuen sich “wehren” würden (die aktuelle debatte sei aber nicht dieses “wehren”) usw. – das untermauert die strukturen wie sie sind.
mich persönlich schockiert diese selbstzerstörerische haltung solcher stimmen eigentlich sogar noch viel mehr als son peinlicher busengrapscher, über den man ja fast lachen könnte.
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Gibts ja garnicht!
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Wer hätte das gedacht?
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macht traurig und wütend gleichzeitig… dass das bei manchen männern so im kopf ist, wusste ich, aber bisher dachte ich auch, das hängt mit dem bildungsniveau zusammen. das war mein vorurteil. schade, dass das revidiert wurde. und dass die frauen andere frauen so respektlos behandeln, hätte ich auch an anderen Orten erwartet als in einer Galerie. mich ärgert auch diese hilflosigkeit in diesen situationen. prangert man die galeristin an, wird die alles leugnen und einen als bescheuert darstellen. geht man den prof an, wird der kurs kein spaziergang. unsw. ich glaube dieses hilflose “über sich ergehen lassen müssen” bzw. auch das man keine Unterstützung findet macht mich richtig wütend. eigendlich sollten sich so z. B. die profs in fall 10 und fall 3 öffentlich entschuldigen, da sie auch öffentlich Frauen diskriminieren. aber als künstlerin, die wegen “Scherzen” vor Gericht zieht, will man ja auch nicht bekannt werden.
extrem traurig, dass das auch so tief sitzt, dieses “männer machen prinzipiell bessere kunst”. habe mir darüber schon viel gedanken gemacht, warum männer in der kunstwelt mehr beachtung finden. kenne sogar eine, die will sich nen männlichen künstlernamen zulegen. Als Gag. Ist vielleicht ein kluger Schachzug.
Traurig.
liebe julia,
damals, als ich studiert habe (92-99) bestand aber die professorenschaft grösstensteils aus männern. auf ungefär 20 profs kam 1 frau. mittlerweile versucht man da offenbar gegen zu steuern. in letzter zeit werden zumindest verstärkt frauen eingestellt. und das macht ja ein bischen hoffnung.
unter den kunststudenten gab es schon während meines studiums eine deutliche überzahl an frauen, zumindest bei den bewerbern. da hörte man damals manchen prof jammern und dann wurden tatsächlich quotenjungs in die klassen geholt. aber die tatsache, dass es wesentlich mehr weibliche kunststudenten gibt als männliche, führte auf der anderen seite trotzdem nie dazu dass auch mehr weibliche künstlerinnen auf den grossen wichtigen ausstellen gezeigt werden oder in den programmen der wichtigen galerien auftauchen. ich mache mir immer ne art “sport” daraus, in den listen zu zählen, auf wieviel künstler wieviel frauen kommen. da hat sich in den letzten 10 jahren überhaupt nichts geändert. dabei sind selbst unter den galeristen die hälfte frauen.
ich finde es jedenfalls, neben solcher aktionen wie #aufschrei, wichtig dass wir versuchen, durch mehr solidarität gegen zu steuern. das ist es auch, das hab ich in meinem anderen kommentar schon geschrieben, was ich in der debatte gerade als das schmerzhaftesteste empfinde, die unsolidarität manch anderer frau.
deswegen freu ich mich auch über deinen kommentar. danke dafür. aber nicht traurig sein! mir tut es ja, wenn ich das so aufgelistet seh, fast schon gut, weil es so schön klar auf der hand liegt, was das für arme würste sind. das so aufzuschreiben, und das ist ja auch die idee von #aufschrei, bewirkt ja eine maximale blossstellung. das ist sogesehen auch traurig: traurig für SIE :)
Ich verstehe nicht, was so schlimm daran ist, wenn ein Mann sich zu einer Frau sexuell hingezogen fühlt. Platz 7 zum Beispiel: ein älterer Mann tanzt mit einer jüngeren Frau. Ehrlich, das ist schlimm? Warum? Er hat die Hände auf ihrem Po, und? Zählt das neuerdings als Abwertung der Frau?
So wie der Text geschrieben ist, hört es sich eher so an, als ob der Mann aufgrund seines Alters keine attraktive Frau mehr anfassen darf…
Ich halte das für sexistisch.
platz 7 handelt von machtmissbrauch. der mann in diesem fall war nicht nur wesentlich älter sondern ist als bedeutender kurator (und in diesem fall sogar museumsleiter) gegenüber einer unbekannten künstlerin in der überlegen position. als künstler ist man abhängig vom “wohlwollen” dieser leute. was ich vielleicht tatsächlich etwas unklar ausgedrückt hab ist: es handelte sich nicht um ein liebespaar oder pärchen. der mann hat die frau an diesem abend quasi “kennengelernt” und nach der hand-auf-po geste hat sich daraus auch darüber hinaus nichts “entwickelt”. der mann ist verheiratet.
aber gut, dass mich mal jemand auf meine sexistischen äusserungen aufmerksam macht. ich dachte schon, da käme nix mehr
Danke für die Antwort. Ich habe da für mich nicht genug differenziert. Klar, die Artikel und zum großen Teil unsäglichen Talkshows kenne ich, das wäre jetzt zu lang für einen Kommentar.
Ich weiss jetzt, dass mich an Beispiel 1 irritiert hat: dass eben eine Frau agiert (und eben nicht wie in den Medien “nur” schreibt oder redet). Und ich finde auch, dass in vielen Medien die Frauen zu Wort kommen, die entweder “das Problem gar nicht verstehen” oder eben mit diesen Vorschlägen kommen, nicht aufzufallen, etc. – also leugnen oder vermeiden.
Und in Deinem Beispiel versucht die Galeristin ja offensichtlich, eine Situation auf sexistische Art zu ihrem Vorteil zu nutzen – das war für mich der neue Aspekt.
mein persönlicher bestseller der letzten jahre:
sammler kommt in das atelier der künstler, um die erworbene arbeit abzuholen. künstlerin übergibt leinwand, er das geld und kommt dabei sehr nahe. künstlerin.”was ist das jetzt?” sammler:”na, ich dachte jetzt machen wir es uns nett.” künstlerin schaut verwundert und schiebt ihn energisch von sich weg. sammler:”dachtest du etwa ich zahle soviel kohle, ohne gegenleistung?”
oh, mann krass!
und der Kommi Nr. 9 setzt dem Ganzen noch die Krone auf…
erinnert mich an meine GD Studienzeit, dass waren auch alles ziemliche Vollmachos und leider auch keine Frau in Sicht.
Jahre später wurde es dann etwas besser – eine Vollpowerfrau, die den ganzen Studiengang umgekrempelt hat.
Ich hab mich immer ziemlich aus allem rausgehalten – naja der Preis war dann auch entsprechend ;-)
Aber zumindest ist meine Seele heilgeblieben…
Am schlimmsten finde ich auch immer die Unsolidarität von anderen Frauen, da fühlst du dich echt verraten und verkauft. Aber viele biegen es sich eben so hin…
Hoffe du hast jetzt trotzdem unter Künstlerinnen ein tragendes Netz.
LG
Die @knetagabo hatte 2013 einen schönen Blogeintrag über den Sexismus im Kunstbetrieb: katiakelm.de/blog/2013/01/3…
mein kleiner beitrag zu #metoo hat diesen Artikel auf katiakelm.de erwähnt.