philipp schewe, der mein ateliernachbar war und zwischen videokameras, kabeln, computern und monitoren lebte, hatte mir aus dem film „Frankenstein“ jede menge standbilder geschnitten: boris karloff von allen seiten. ich hängte sie einmal rumum den tisch an dem ich arbeitete.
wenn ich jemanden portraitiere taste ich ihn mit den augen ab und mit den fingern die knete. und je länger ich die lippen des monsters äugisch betastete umso mehr ergriffen mich die traurigen mundwinkel, das nach innen gekehrte dunkle lippenrot, der stark erhabene ringmuskel.
tagelang umgeben von boris‘ hohlen wangen (angeblich verzichtete karloff während des drehs auf sein künstliches gebiss) passierte das unsteuerbare, was man sich nicht vornehmen kann, so wie man sich die liebe nicht aussuchen kann: die handpuppe sah am ende genauso verklärt aus der wäsche wie ich: verliebt in das monster.