meine erste ausstellung fand in der kantine einer firma für klimatechnik statt. ich bin vor stolz fast gestorben. endlich der verdiente ruhm und anerkennung. es hiess, die firma kaufe auch an.
die firma residierte in einem industriegebiet am stadtrand. wir fuhren mit öffentlichen verkehrsmitteln.
am empfang wurden wir abgeholt und in die mensa geführt. die wände waren mit grün lackierten stahlplatten vertäfelt und die niedrigen decken mit hellgrauen loch-platten verkleidet. der raum stand voll mit geschirrwagen und tischen, über den tischen hingen salatschüsselgrosse rote lampen und hinter die lampen sollten bilder.
am abend telefonierte ich mit meinem vater und erzählte von der ausstellung. die firma war ihm bekannt: sie stelle hauptsächlich klimatechnik für kriegsschiffe her.
war für eine riesengrosse scheisse: kaum gings los mit der steilen karriere befand man sich auch schon im gewissenskonflikt. die kriegsschiffe gingen mir ja noch am arsch vorbei aber die lampen! meine bilder im dampf fettiger kantinenpampe? niemals wollte ich so enden und jetzt wurde das schon von der hochschule organisiert.
offenbar hatten die PR-heinis der firma ganze arbeit geleistet: schön auf kulturförderung machen mit den deppen von der kunsthochschule die sowieso immer dankbar sind wenn sie ihre scheisse irgendwo hinbaumeln können und obendrein gibts ne neue deko für die mensa für umsonst.
das zehrte an mir. aber ich wollte die hoffnung nicht aufgeben dass es doch zu etwas nütze sein könnte dort auszustellen. vielleicht würde die firma ja sogar etwas lernen, wenn ich ihr einen sockel mit einer waschschüssel und einem stück seife daneben zum verkauf anbot? ausserdem schnitzte ich ein u-bootgeschwader aus seife und stellte eine reihe zeichnungen von den bremer stadtmusikanten her.
der aufbau war hart. es gab einen überforderten hausmeister und wände aus stahl. bilderrahmen daran zu befestigen erwies sich als beinah unmöglich und da die mensa während des aufbaus weiterhin genutzt wurde konnte man auch plastische arbeiten kaum unterbringen. für die eröffnung durften immerhin die tische kurz verschwinden und ich hängte meine uboote mit nylonfäden von der decke frei in den raum.
die eröffnung sollte abends nach dienstschluss stattfinden. als wir studenten kurz vor eintreffen der gäste in die mensa traten standen überall büropflanzen. man hatte in unserer abwesenheit jede menge hydrokulturkübel aus dem gebäude eingesammelt und in der ausstellung verteilt. es sehe einfach zu leer aus.
die eröffnung war ein voller erfolg. die präsidentin und unser prof hielten reden, unter anderem darüber, dass man die gelegenheit für fragen nutzen solle, die künstler seien anwesend.
gäste waren hauptsächlich die mitarbeiter der firma: männer mittleren alters mit aktentaschen. vor meinen zeichnungen hatte sich eine kleine gruppe aufgebaut und schien die arbeiten näher zu betrachten. die worte meines professors im ohr trat ich heran und stellte mich vor. ob irgendwelche fragen offen seien. einer der herren ergriff das wort. ob ich nicht zugeben müsse, dass ich da, er tippte mit dem finger auf eine stelle im bild, doch wohl geschummelt hätte. sie hätten in der schule jedenfalls gelernt, dass gute zeichner nie radieren.
einige wochen später berichtete unser professor, dass die firma habe verlauten lassen, dass sie die ausstellungreihe in zusammenarbeit mit der hochschule im folgenden jahr nicht fortsetzen wolle. es sei doch ein recht enttäuschendes event gewesen. viel zu wenig gute kunst und vor allem diese unsäglichen bremer stadtmusikanten zeichnungen. von wem waren die eigentlich?