da ist der schreibtisch auch so zugeknallt, dass ich irgendwann einfach noch einen tapeziertisch bestellt habe.
der ist jetzt natürlich genauso voll.
im atelier gibt es nur diesen einen tisch und die staffelei. und wenn der tisch voll ist, arbeite ich an der staffelei.
nee, im ernst, im atelier bin ich tatsächlich verblüffend ordentlich, denn im chaos kann ich nicht arbeiten. zumindest nicht in meinem eigenen. nach einem projekt oder spätestens vor dem nächsten räume ich auf.
ein leerer tisch ist wie das weiße blatt.
ich weiß, dass viele das weiße blatt irgendwie blockiert, so geht es mir selbst auch manchmal, aber im kopf ist das blatt ja nicht mehr weiss. zur not muss ich halt ein bischen kramen in der rübe, hier mal ne schublade aufziehen, da was aufklappen, irgendwo findet sich schon ein nicht mehr ganz so leerer zettel.
vielleicht ist die scheu vor dem weissen blatt auch einfach nur eine frage des übergangs. manche bevorzugen den halt weniger abrupt. oder es löst stress aus so wie beim suchen des haustürschlüssels wenn man los muss.
wie dem auch sei, ich liebe weisse blätter. nur leinwände nicht so doll.
ich lass das jetzt so. die übrigen schminkkopfbilder sind ja alle öl auf holz bzw. mdf und auch eher kleinformatig (30 x 35 cm).
dieses hier ist jetzt aber mal auf etwas größerem papier – weil das holz alle war. und ich bin halt papierfan. keilrahmen kann ich wirklich nicht mehr ertragen. ich hab gerade erst alle leeren leinwände meinem sohn vererbt und haufenweise alte ladenhüter von ihren keilrahmen befreit.
in öl auf papier malt es sich erstaunlich gut – auch wenn man es angeblich ja grundieren soll. dazu bin ich aber zu faul. eine lage farbige acrylfarbe reicht völlig. das öl schlägt nichtmal ein, bin selber überrascht.
ich mag es ja, dingen, die ich immer doof fand, eine chance zu geben. also nicht nochmal eine chance sondern eine chance.
bislang assoziierte ich pastellkreide nämlich immer mit montmatre straßenmalerInnen, die damit die touristen portraitieren. und die touri-szene muss wohl irgendwie besonders doll auf den effekt von verwischten konturen stehen, so duftige fluffigkeit. so angorakaninchen- und perserkatzen-mässig.
ach! jetzt fällt mir ein: am montmatre haben doch überhaupt degas und lautrec gelebt! und womit haben die wohl gearbeitet? ok, ich nehm alles zurück.
vor ein paar wochen hatte ich jedenfalls mal wieder eine halbfertige gouache zu fassen, die ich mit buntstiften verbessern wollte. das ist so ein doofer fimmel von mir: immer wenn ich eine gouache nicht so wirklich gelungen finde drängt es mich ausgerechnet zu buntstiften. mit denen hab ich einfach mehr kontrolle als mit gouache. hier hatte ich über die problematik schonmal darüber geschrieben: mit gouache ist es immer ein bischen, wie blind zu malen, weil die farben trocken anders aussehen als nass. und mit buntstift kann ich „falsche“ farben noch in eine andere richtung treiben.
bloss, dass ich mit buntstift überzeichnete gouache eigentlich grundsätzlich doof finde. und so fiel mir vor ein paar tagen etwas ein: was, wenn ich es mal mit pastellkreide probiere?
leiii-der hatte ich gerade keine da. denn die kiste mit den guten rembrandt pastellkreiden, die ich seit 1987 besitze, die schon etliche atelier- und wohnungsumzüge überstanden hatte und trotzdem unbenutzt in ner schublade lag, diese kiste hatte ich nun ausgerechnet gerade einer nachbarin geschenkt.
die hatte mich nämlich gefragt, ob ich wohl ein paar farben für sie übrig hätte, die ich nicht mehr brauche. sie wolle sich ein bischen „kreativ“ ausleben. und ich so: „was für ein schöner anlass, die endlich loszuwerden!“
mir blieb also nichts anderes übrig, als neue zu kaufen. erstmal bloss ein paar zum testen und das ist dann, wie nicht anders zu erwarten war, eskaliert. hier kann man sich die ersten ergebnisse jetzt schon ansehen.
dieses jahr mach ich nochmal bei henriekes adventsmarkt in ihrem atelier in der prenzlauer allee mit und freue mich schon sehr auf 2 tage glühwein daydrinking!
von mir gibt es dieses mal 2 oder 3 stofftierportraits, die noch so neu sind, dass ich sie noch garnicht auf der webseite hab. und ein paar kalender bringe ich auch mit.
in meinem elternhaus hingen immer auch kunstkalender bei uns im wohnzimmer. makramee eulen und kunstkalender. und wenn das jahr um war schnitt meine mutter den unteren teil ab von den kalenderblättern und klebte die schönsten auf spanplatte. so kamen auch die sonnenblumen von van gogh über unser sofa und meine mutter erzählte uns von dem maler, der sich das ohr abgeschnitten hatte.
die kalender meiner mutter haben also sogesehen dazu beigetragen, dass ich mich schon als kind für kunst und ganz besonders das ohr von van gogh interessierte. (hier hab ich schonmal etwas darüber geschrieben.)
und heute hängen bei mir zuhause immer gleich mehrere kalender für dasselbe jahr übereinander, von befreundeten künstlerInnen und verwandten. wir vergessen nur immer, sie umzublättern. für mich sind es eigentlich eher bildbände und wenn das jahr um ist blättere ich sie durch und stell sie hinterher ins bücherregal.
aus diesen gründen gibt es von mir dieses jahr auch einen kalender. und zwar gleich ohne datumsanzeige! nur die monate sind klein vermerkt. hier könnt ihr ihn kaufen.
bisher war ich bei dem shopsystem-anbieter bigcartel. meine diesjährige jahresendzeit-edition will ich aber mal von einer print on demand druckerei machen lassen, die man direkt mit dem shop verknüpfen kann. mit bigcartel ging das nur nicht, also hat felix, mein mann, der auch meine restlichen webseiten gebaut hat, vorgeschlagen, umzuziehen. von bigcartel auf meine eigene webseite (von hier aus kann man die o.e. verknüpfung tatsächlich machen). felix musste nur noch ein paar tage und nächte seines jahresurlaubes opfern und tadaaaa…
anderes als bei den den dailies war bei den stofftieren zum ersten mal wieder eine grobe idee im sinne von „das mach ich!“ aufgepoppt. mehr ins detail bin ich da aber auch nicht gegangen. schneller malen als denken war das konzept.
das ist dann aber natürlich so ne sache, wenn man einen ganzen tag an etwas sitzt und danach erst merkt, dass es nix ist. zum glück waren die ersten stofftiere noch papierarbeiten und man konnte sie zusammenfalten und ins altpapier stecken.
bei den späteren tieren legte ich mich dann langsam fest. es sollten wildtiere sein, dichter dran an echten tieren. und sie mussten aus dem bild hinaus blicken und einen kontakt zum betrachter herstellen.
und benutzt worden sollten sie sein und auch so aussehen.
warum es mir wichtig ist, dass mit den stofftieren gespielt wurde und woher meine affinität für spielsachen stammt kann man sich aus diesem früheren text vielleicht zusammenreimen.
die holzbretter auf denen ich die stofftiere in öl gemalt hab, schleppe ich übrigens seit 1993 mit mir rum (ohgott, sind das 30 jahre?) es sind die regalbretter aus einem alten spind, den ich in diesem atelier hatte.
weil es nur 8 stück sind liess ich im selben format nochmal 10 stück im baumarkt aus dünner MDF platte zusägen. (MDF ist natürlich quatsch für so daily sachen. man muss das -zig mal vorgrundieren und schleifen!)
das kleine format zu wählen ist dagegen perfekt, wenn man schnell fertig werden will. es hat aber in meinem fall auch damit zutun, dass zwei meiner liebsten freundinnen, henrieke ribbe und esther enzian beide gerne miniaturen herstellen. deswegen bin ich jetzt auch fan.
mein ganzes leben lang gab es immer mal wieder gründe, verschiedene gründe, warum ich keine kunst machen konnte. das waren kurze phasen, längere phasen, einmal war ich auch schon drauf und dran, die kunst komplett an den nagel zu hängen.
manche nennen das ja wohl „schaffenskrisen“, aber mir ist der begriff zu pathetisch. er kommt aus der gleichen ecke wo auch der glaube herkommt, dass man nur gute kunst machen kann wenn man leidet.
bei mir verläuft so eine schaffenskrise jedenfalls deutlich unspektakulärer als es klingt. denn natürlich arbeite ich währenddessen weiter. auch wenn nichts dabei raus kommt geh ich weiter ins atelier. manchmal muss man auch mal mist produzieren, irgendwann kommt man schon wieder rein. so hab ich es zumindest immer gehalten.
meine letzte große krise fing im ersten coronajahr an. wenn ich mir meine arbeiten von 2020 ansehe kann man das, wie ich finde, auch ganz gut erkennen.
damals hätte ich eigentlich garnicht zuhause bleiben müssen, weil ich auf meinem weg ins atelier eh niemandem begegne, aber irgendwie fühlte es sich trotzdem besser an, zuhause zu bleiben.
das problem dabei war, dass ich es eigentlich immer abgelehnt habe, zu hause zu arbeiten. auf dem weg zum schreibtisch kommt man einfach an zuvielen baustellen vorbei, von denen manche scheinbar sogar eine größere dringlichkeit besitzen, als mit farben herum zu planschen. im atelier dagegen bleibt einem garnichts anderes übrig, als kunst zu machen, weil es dort nichts anderes gibt.
während corona begann ich diese überzeugung aber neu zu überdenken. so mit über 50 merke ich zum beispiel, dass mir meine deutsche arbeitsmoral langsam abhanden kommt. 20 jahre psychotherapie haben vielleicht doch was gebracht, sodass ich meinen inneren feldwebel auch mal ignorieren kann.
so blieb ich also erstmal zuhause und versuchte trotz des hohen ablenkungspotentials etwas hinzukriegen.
als ich im zweiten coronajahr dann das erste mal wieder ins atelier fuhr hatte sich dort einiges getan. ein nachbar hatte sich zwei riesige kangals angeschafft, die das gesamte erdgeschoss bewohnten. also auch das treppenhaus, den hinterhof, überall wo ich durch musste um in meine räume zu gelangen. die hunde waren nie angeleint und alles andere als erzogen. wenn man die haustür aufschloss kamen einem diese zwei zentnerschweren tiere sofort entgegen und taten ihre skepsis kund, was mann denn hier zu suchen hatte. während ich dann versuchte, mein fahrrad anzuschliessen besprang mich einer dieser 70 kilo kolosse von hinten, die pfoten auf meinen schultern, auf zwei beinen stehend war er größer als ich. die beiden folgten mir dann noch bis zur ateliertür im 4. stock. meinen eigenen kleinen hund konnte ich unter diesen bedingungen jedenfalls nicht mehr mitbringen, und ohne ihn wollte ich auch nicht gehen.
irgendwann war das kangal-problem gelöst, der nachbar zog aus. da musste ich mir dann andere gründe einfallen lassen, weshalb ich nicht ins atelier konnte.
ein paarmal fuhr ich noch hin, zog meine jacke aus, kochte tee, machte nen podcast an, fing an aufzuräumen und wenn es nach einer stunde nichts mehr aufzuräumen gab rief ich felix, meinen mann, an, der im homeoffice war: „ich komm jetzt wieder nach hause.“
bald gab ich es ganz auf und richtete mir zuhause einen arbeitsplatz ein, zwischen zwei möbeln, dem einzigen ort, wo noch platz für die staffelei war und fing ernstmal an, malgründe zu grundieren. dabei dehnte sich der arbeitsplatz schnell über das ganze zimmer aus. ich fühlte mich plötzlich wie mit 19, als ich auch noch auf dem fussboden malte.
weil die staffelei für bestimmte formate zu klein ist fing ich an auch an der wand zu arbeiten. außerdem sind in der wohnung farbflecken auf sofas und teppichen ab sofort erlaubt.
das reichte aber noch nicht. malgründe grundieren schön und gut aber man muss dann auch drauf malen! irgendwas musste ich immer noch machen, um reinzukommen. also verkündigte ich im internet, dass ich ab sofort jeden tag ein bild posten würde. meine „daily irgendwas“ phase. quasi eine selbst ausgedachte deadline und das internet als ausgedachten auftraggeber.
das hat es tatsächlich gebracht. nach einer woche dailies war ich tatsächlich wieder drin und brauchte auch keine dailys mehr machen. umgeben von bergen von dreckwäsche, unbezahlten rechnungen und einem hund, der mich zu hypnotisieren versucht, damit wir raus gehen, sitze ich jetzt täglich in meiner malecke und produziere.
hier kommen jetzt ein paar dieser dailies und ein paar mehrtages-dailies, die ich jetzt auch bei mir im archiv hochgeladen hab: