charlotte*

die letzten jahre hatte ich immer mal gegoogelt, ob ihr werk nicht mal irgendwo wieder gezeigt wird. ab und zu leiht das jüdische museum in amsterdam ja blätter daraus aus. 

beim letzten mal googeln dann ein treffer! münchen! lenbachhaus!

viele künstlerInnen machen sowas ja oft, wegen bestimmter ausstellungen extra irgendwo hin zu reisen. bei mir beschränkte sich das bisher nur auf die documenta und die biennale in venedig. ist ja auch immer eine geldfrage und ich reise eh nicht so gern.

deswegen hatte ich diesen trip dann auch so richtig schön effektiv zusammengekloppt: hinreise donnerstag abend nach der arbeit mit der bahn, übernachtung in bahnhofsnähe, morgens pünktlich um 10 beim museum, wieder zum bahnhof und zurück nach hause. 

in den wochen vor meiner reise machte ich dann in meinem internet noch eine weitere entdeckung: meine alte blog-freundin anke gröner, inzwischen promovierte kunsthistorikerin, arbeitet zur zeit im lenbachhaus! nicht nur dass ich im reallife nichts mehr mitbekomme, online also offenbar auch nicht mehr. 

um es kurz zu machen: die ausstellung ist grandios! DEUTLICH umfangreicher als ich erwartet hatte.
wie oft geht man in ausstellungen wo irgendwelche großen namen auf den plakaten locken und dann hängt da EIN bild. hier hingen 200.

anke gab mir quasi eine einzelführung und war, nachdem sie sich die ausstellung zum sechsten mal ansah, dafür also auch angemessen vorbereitet.

zwei stunden dauerte unser rundgang. wandtexte und eine slideshow, die zeigt, wie die gouachen eigentlich von handgeschriebenen texten auf transparentpapier bedeckt sind, hab ich nur überflogen. wandtexte lese ich in museen eh ungern. meistens fehlt mir dafür die konzentrationsfähigkeit angesichts des erwarteten.

ich musste einfach zu dringend die bilder sehen und das konnte man hier auch wirklich sehr gut. die ausstellung ist in einem unterirdischen zwischengeschoss der u-bahn untergebracht, einer 100 meter langen halle, perfekt passend zur narrativen struktur des werkes. das licht ist ok (also nicht so dunkel wie man es bei papierarbeiten ja oft erlebt) und es nervte auch keine alarmanlage, wenn sich die altersweitsichtigen augen den glaskästen nähern.

und ich möchte hiermit wirklich nochmal allen an malerei interessierten menschen ans herz legen, sich diese bilder im original anzusehen! natürlich ist die webseite des jüdischen museums schon herausragend gut, weil dort wirklich alle 769 gouachen mitsamt transparenter textseiten hochauflösend zu sehen sind. aber ich hab in münchen trotzdem immer noch vieles entdeckt was mir vorher nicht klar war. die farben sind im original auch viel heller und leichter, so viele nouancen gehen einfach unter auf den fotos. auch kann man auf den fotos überhaupt nicht erkennen, wie sie genau gearbeitet hat. im original kann man das aber ganz gut.

ich hatte zum beispiel bisher überhaupt nicht gesehen, dass charlotte* am anfang der chronologie teilweise mit irisierenden pigmenten gearbeitet hat: mit gold und silber, und auch mit mehr als einem blau.

und wenn ihr, wie ich es euch rate, extra wegen dieser fantasischen ausstellung nach münchen reist könnt ihr euch anschliessend ja auch noch die große nicole eisenmann ausstellung im museum brandhorst reinziehen. hab ich zumindest gemacht. ich schreib hierzu gegebenenfalls noch einen extra text, war aber nur so mittel overwhelmed.

nur soviel: hier war die alarmanlage angeschlossen. und als die nach gefühlt mehreren minuten endlich aufhörte zu jaulen hat die aufsicht allen ernstes irgendwo angerufen um durchzugeben, dass es kein anschlag war.

montag bekomme ich übrigens meine neue brille.

* über die namensnennung erzählte mir anke noch, dass das kuratorInnenteam des lenbachhauses sich ausdrücklich dafür entschieden hatte, charlotte im ausstellungstitel nicht auf ihren vornamen zu reduzieren, so wie es viele buchtitel und in andere ausstellungen praktizieren. das lenbachhaus will diesen verkindlichenden ansatz aber vermeiden und dem entgegen wirken. mit der entscheidung für den vollen namen will man im gegenteil auch noch einmal verdeutlichen, dass es sich hier um eine wirklich große und bedeutende künstlerin handelt. 

da stellt sich dann natürlich auch die frage, ob genau dieses prinzip der verkleinerung von künstlerinnen eigentlich ein thing ist. ich hab mal grob gegoogelt und tatsächlich: pablo picasso wird sogut wie nie ausschliesslich “pablo” genannt, wohingegen frida kahlo oft ausschliesslich “frida”. 

insofern möchte ich mich eigentlich gern dem lenbachhaus anschliessen und charlotte ihren nachnamen lassen. nur liebe ich sie halt so sehr und fühle mich ihr so verbunden, dass ich hier heimlich eine ausnahme machen will.

rezension meines atelierwochenendes

heute mach ich home-office. ich hab mein wochenende hab ja nun geopfert für 2 echte arbeitstage: die „lange nacht der beusselstraße 47“. und es gibt wirklich nix anstrengenderes als eigene ausstellungen zu beaufsichtigen.

nee, mal im ernst: nächstes jahr mach ich das auf jeden fall wieder. wieder während der artweek, so wie alle anderen offenen ateliers ja auch, die was vom artweek-kuchen abhaben wollen. nächstes jahr dann auch mit eigenem limosinen-shuttleservice. kuchen und würstchen-catering hatten wir ja schon.
ich hab auch gehört, die berliner galerien hätten das mit den free drinks wieder etwas runtergefahren. wenn sich das mit dem kuchen und den würstchen im „wohlfühlatelier kelm“ also rumspricht, vielleicht kommen die dann ja nächstes jahr alle zu mir.
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winti

letzte woche war ich wie gesagt in der schweiz zum aufbau. hier mein bericht (mit exklusiven touri-tipps!):

DONNERSTAG
gegen 3 eingeschlafen und um 5.45 wieder hoch, dann ne halbe stunde fürs anziehen und zähneputzen gerechnet und los.
am flughafen von der security wieder weggeschickt: „komm se ma inna stunde wieda!“ festgestellt, dass ich ne stunde zu früh aufgestanden bin.
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meine mittelgrosse gallery weekend reportage

langsam werden mir meine gallery weekend berichte peinlich. die zeitungen sind voll mit endlosen must-see-listen, immer geheimere geheimtipps und immer grössere weltstars, interviews mit stargaleristen, die von heissen koks-nächten in limousinen mit den reichsten sammlern der welt berichten, und ich fahr zur potsdamer strasse, trink 1 glas sauren wein und bin vor 22 uhr wieder zuhause.
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