KREIDE

ich mag es ja, dingen, die ich immer doof fand, eine chance zu geben. also nicht nochmal eine chance sondern eine chance.

bislang assoziierte ich pastellkreide nämlich immer mit montmatre straßenmalerInnen, die damit die touristen portraitieren. und die touri-szene muss wohl irgendwie besonders doll auf den effekt von verwischten konturen stehen, so duftige fluffigkeit. so angorakaninchen- und perserkatzen-mässig.

ach! jetzt fällt mir ein: am montmatre haben doch überhaupt degas und lautrec gelebt! und womit haben die wohl gearbeitet?
ok, ich nehm alles zurück.

vor ein paar wochen hatte ich jedenfalls mal wieder eine halbfertige gouache zu fassen, die ich mit buntstiften verbessern wollte. das ist so ein doofer fimmel von mir: immer wenn ich eine gouache nicht so wirklich gelungen finde drängt es mich ausgerechnet zu buntstiften. mit denen hab ich einfach mehr kontrolle als mit gouache.
hier hatte ich über die problematik schonmal darüber geschrieben: mit gouache ist es immer ein bischen, wie blind zu malen, weil die farben trocken anders aussehen als nass. und mit buntstift kann ich „falsche“ farben noch in eine andere richtung treiben.

bloss, dass ich mit buntstift überzeichnete gouache eigentlich grundsätzlich doof finde.
und so fiel mir vor ein paar tagen etwas ein: was, wenn ich es mal mit pastellkreide probiere?

leiii-der hatte ich gerade keine da. denn die kiste mit den guten rembrandt pastellkreiden, die ich seit 1987 besitze, die schon etliche atelier- und wohnungsumzüge überstanden hatte und trotzdem unbenutzt in ner schublade lag, diese kiste hatte ich nun ausgerechnet gerade einer nachbarin geschenkt. 

die hatte mich nämlich gefragt, ob ich wohl ein paar farben für sie übrig hätte, die ich nicht mehr brauche. sie wolle sich ein bischen „kreativ“ ausleben. und ich so: „was für ein schöner anlass, die endlich loszuwerden!“ 

mir blieb also nichts anderes übrig, als neue zu kaufen. erstmal bloss ein paar zum testen und das ist dann, wie nicht anders zu erwarten war, eskaliert. hier kann man sich die ersten ergebnisse jetzt schon ansehen.

neue langsamkeit

die idee bei meinem giftshop war ja ursprünglich mal, kleine sachen in hoher auflage zu machen, die auch von normal verdienenden menschen gekauft werden können. quasi als „nebenverdienst“, neben der analogen malerei.

tja, das mit dem nebenbei machen klappt schonmal nicht so gut. die zeichnungen dauern nicht tage sondern mindestens WOCHEN. und zwar garnicht, weil mich technische probleme aufhalten, der aspekt läuft tatsächlich mal reibungslos.

ein grund für meine neue langsamkeit ist die vielfalt der möglichkeiten. weil man digitale daten ja einfach duplizieren kann und dann auf den duplikaten nochmal neue sachen ausprobieren kann verfranse ich mich einfach endlos und komme schlicht nie zum ende. 

und beim analogen arbeiten beschleunigt ja schon allein die unmöglichkeit, arbeitsschritte zurück zu nehmen. irgendwann stösst man dann eben auf einen endpunkt. 

von daher gibt es jetzt hier heute ganze zwei neue dateien. ZWEI! 

neue drucke

es gibt 8 neue drucke bei mir im shop!

den meisten wird es wohl eh garnicht auffallen, aber zu den produktfotos dort ist zu sagen, dass noch keine fotos von den fertigen drucken zu sehen sind, nur von den digitalen zeichnungen. das hängt damit zusammen, meine fotos einfach niemals die qualität der originale wieder geben, sodass ich beschlossen hab, es jetzt einfach mal so zu versuchen.

übrigens sind immer noch ein ganz paar rabattierte restblätter im shop ganz unten. die lasse ich mal noch bis ende januar online drin, einfach so, weil ich den gelben rabatt-störer so hübsch finde. ohmeingott, ich bin so ein marketing-profi!

Was soll das denn darstellen?

Angst war immer ein großes Thema in meiner Arbeit. Als meine Therapeutin jedoch mal versuchte, meine Arbeiten zu deuten, protestierte ich.

So funktioniert Kunst einfach nicht. Angst kommt in meiner Arbeit nicht vor, weil ich persönlich Angst habe, sondern weil es mich als Thematik, hypothetisch quasi, interessiert. 

Wenn mir ein Thema Spass macht und ich es aus irgendwelchen Gründen wichtig finde, nehm ich es mir halt vor und fang an, es bildnerisch abzuklopfen. 

Es mag sein, dass das, was dabei rauskommt, für TherapeutInnen super Material ist, und die können ja auch gerne ihrer Arbeit nachkommen, aber ohne meine Mitarbeit eben.

Auch wenn das schade ist, weil es meiner Angststörung sicher weiter geholfen hätte.

in fotos reinmalen

die neueren prints bei mir im shop sind ja in fotos reingemalte zeichnungen. ich hab sowas in der art schonmal vorher gemacht, in analog allerdings, mit nagelschere und sprühkleber.

das war zu einer zeit, als ich nach einer längeren pause gerade wieder ein neues atelier bezog. und nach dieser pause, die 5 jahre gedauert hatte, hatte ich erstmal keine lust, da weiter zu machen, wo ich aufgehört hatte. stattdessen wollte ich es mal mit collagen versuchen und fing an, leute aus klatschzeitschriften auszuschneiden und sie in fotos von meinem neuen atelier reinzukleben.

in digital ist sowas natürlich einfacher. alles geht hundert mal schneller und man kann alles wieder revidieren. wenn man versucht, analoge handlungen zurück zu setzen, indem man, um bei der collage zu bleiben, ein besonders schönes exemplar von silvio berlusconi, der schon festklebt, wieder aus dem bild entfernen will, reisst garantiert ein arm ab oder kopf.

aber nur, weil etwas in der herstellung einfacher, schneller und kostengünstiger ist ist das ergebnis ja nicht weniger wertvoll. ich kann garnicht sagen, wie sehr mir diese kulturpessimisten auf die nerven gehen, die alle digitalen werkzeuge in der kunst als eine art „betrug“ proklamieren, während analoge werkzeuge, die dasselbe ergebnis erziehen, garnicht erwähnt werden.

klar sieht zeitungspapier aufgeklebt auf aldi-fotos anders aus als tintenstrahldrucke. ich hab die collagen mit ihrer unebenen oberfläche damals tatsächlich auch ein stück weit als objekte begriffen.

aber während man den collagen anschliessend beim vergilben zusehen konnte kann man die drucke jetzt immerhin mal aus der schublade nehmen, das ist doch auch was, oder nicht?

im abstrakten wald

mein verhältnis zur abstraktion ist eigentlich ganz entspannt. been there, done that, sagt man ja. 

das ist zwar schon ein bisher her aber bevor ich etwa 1995 (das ist auch das jahr der geburt meines sohnes, deswegen weiss ich das so genau) figürlich wurde hab ich abstrakt gemalt (gibt leider keine abbildungen). quasi in meiner sturm und drang zeit, mit anfang 20. damals war alles, was ich tat, immer das gegenteil von dem, was erwartet wurde, oder was ich meinte, was wohl erwartet wurde. 

die abstraktion wurde mir aber dann schnell langweilig. ebenso die malerei. 

heute mit anfang 50 ist meine pubertät zum glück langsam vorbei und den schritt, wieder zurück zur malerei, fand auch wieder niemand geil, ausser ich. 

vielleicht ist jetzt also der weg frei, zurück zur abstraktion, wer weiss. 

kein interesse für nackte männer

heute mal ein paar steile thesen: wenn baselitz sagen kann, dass frauen nicht malen können, und damit in allen zeitungen zitiert wird, kann ich ja auch einfach mal sagen, dass männer dafür aber leider nicht mehr alles malen können. 

frauen schon. nicht nur, dass wir frauen uns selber nackt und andere frauen nackt malen können, ohne uns lächerlich zu machen, wir können auch ganz entspannt nackte männer malen. lalalala.

männer können heute eigentlich garnichts nacktes mehr malen, zumindest nicht, ohne sich lächerlich zu machen. 

wenn männer heute noch nackte frauen malen wollen, können sie das zwar tun, aber ins museum kommen sie damit wahrscheinlich nicht mehr. die sind einfach schon zu voll mit von männern gemalten nackten frauen. 

von männern gemalte nackte männer gibt zwar deutlich seltener, aber bei mir im insta-feed inzwischen sogar öfter als nackte frauen. da sind die maler dann schwul. und das ist ja auch irgendwie spannend: also hat nacktheit bei männlichen künstlern einfach immer was mit ihren sexuellen vorlieben zutun.

bei letzteren bekomme ich sogar manchmal erigierte penisse zu sehen, also gemalte, aber wenn das zu oft passiert muss ich die leider ebenfalls entfolgen, ich bin da empfindlich.

es muss einem jetzt aber auch nicht leidtun, dass männer nicht mehr alles malen können. sie können ja immer noch stillleben malen. oder bäume, auch schön.

und ich, als frau, obwohl ich alles malen kann, habe garkeinen bock, alles zu malen. nackte männer finde ich zum beispiel einfach nicht spannend. da wölbt sich nix, da gibts kaum kontraste, kaum drama. 

so, das war mein heutiger text zu diesem bild.

im wasser vor mich hin kontemplieren

ich mal oft leute im wasser und oft liegen die. mit liegenden hab ichs eh, das hat in meiner knetmasse phase begonnen. damals modellierte ich lieber liegende um das problem der statik zu umgehen. liegende brauchen ja keine armatur.

liegen ist auf den ersten blick einfach etwas kontemplativer als stehen. im stehen zu schlafen ist ja noch nicht so üblich, vielleicht kommt das noch. 

ich mochte jedenfalls immer genau diese reglosigkeit der kontemplation, des schlafes oder auch des todes. 

wieso nun leute bei mir in letzter zeit auch häufiger im wasser liegen kann ich ehrlich gesagt selber nur raten. aus symbolistischer sicht ist es ja eigentlich logisch, wobei ich dann doch eher an gewürzgurken denke als an die gebärmutter.

sowieso hab ich eine allergie gegen allzu viel herumdeuterei. wasser ist wasser, bestensfalls mit schaum.

keine pointe.