mein verhältnis zur abstraktion ist eigentlich ganz entspannt. been there, done that, sagt man ja.
das ist zwar schon ein bisher her aber bevor ich etwa 1995 (das ist auch das jahr der geburt meines sohnes, deswegen weiss ich das so genau) figürlich wurde hab ich abstrakt gemalt (gibt leider keine abbildungen). quasi in meiner sturm und drang zeit, mit anfang 20. damals war alles, was ich tat, immer das gegenteil von dem, was erwartet wurde, oder was ich meinte, was wohl erwartet wurde.
die abstraktion wurde mir aber dann schnell langweilig. ebenso die malerei.
heute mit anfang 50 ist meine pubertät zum glück langsam vorbei und den schritt, wieder zurück zur malerei, fand auch wieder niemand geil, ausser ich.
vielleicht ist jetzt also der weg frei, zurück zur abstraktion, wer weiss.
heute mal ein paar steile thesen: wenn baselitz sagen kann, dass frauen nicht malen können, und damit in allen zeitungen zitiert wird, kann ich ja auch einfach mal sagen, dass männer dafür aber leider nicht mehr alles malen können.
frauen schon. nicht nur, dass wir frauen uns selber nackt und andere frauen nackt malen können, ohne uns lächerlich zu machen, wir können auch ganz entspannt nackte männer malen. lalalala.
männer können heute eigentlich garnichts nacktes mehr malen, zumindest nicht, ohne sich lächerlich zu machen.
wenn männer heute noch nackte frauen malen wollen, können sie das zwar tun, aber ins museum kommen sie damit wahrscheinlich nicht mehr. die sind einfach schon zu voll mit von männern gemalten nackten frauen.
von männern gemalte nackte männer gibt zwar deutlich seltener, aber bei mir im insta-feed inzwischen sogar öfter als nackte frauen. da sind die maler dann schwul. und das ist ja auch irgendwie spannend: also hat nacktheit bei männlichen künstlern einfach immer was mit ihren sexuellen vorlieben zutun.
bei letzteren bekomme ich sogar manchmal erigierte penisse zu sehen, also gemalte, aber wenn das zu oft passiert muss ich die leider ebenfalls entfolgen, ich bin da empfindlich.
es muss einem jetzt aber auch nicht leidtun, dass männer nicht mehr alles malen können. sie können ja immer noch stillleben malen. oder bäume, auch schön.
und ich, als frau, obwohl ich alles malen kann, habe garkeinen bock, alles zu malen. nackte männer finde ich zum beispiel einfach nicht spannend. da wölbt sich nix, da gibts kaum kontraste, kaum drama.
ich mal oft leute im wasser und oft liegen die. mit liegenden hab ichs eh, das hat in meiner knetmassephase begonnen. damals modellierte ich lieber liegende um das problem der statik zu umgehen. liegende brauchen ja keine armatur.
liegen ist auf den ersten blick einfach etwas kontemplativer als stehen. im stehen zu schlafen ist ja noch nicht so üblich, vielleicht kommt das noch.
ich mochte jedenfalls immer genau diese reglosigkeit der kontemplation, des schlafes oder auch des todes.
wieso nun leute bei mir in letzter zeit auch häufiger im wasser liegen kann ich ehrlich gesagt selber nur raten. aus symbolistischer sicht ist es ja eigentlich logisch, wobei ich dann doch eher an gewürzgurken denke als an die gebärmutter.
sowieso hab ich eine allergie gegen allzu viel herumdeuterei. wasser ist wasser, bestensfalls mit schaum.
eine nette ältere dame wandte sich kürzlich an mich mit der botschaft, dass sie die art, wie ich nackte frauen male, nicht möge. brüste male ich immer so hässlich, meinte sie. das bestürzte mich. ich meine die busen doch garnicht böse!
brüste haben in meinem leben immer eine zentrale rolle gespielt. als kind fand ich es natürlich ensetzlich, als sie zu wachsen begannen. was sollte ich mit so einem scheiss anfangen? plötzlich hatte ich ein schild um den hals: achtung, diesem kind wurde das weibliche geschlecht zugewiesen! alle konnten nun sehen, dass ich eine frau war. mit 13 fühlte ich mich aber überhaupt nicht als frau. ich wollte gefälligst weiter ungestört mit meinen schlümpfen spielen!
abgesehen davon hatten die neuen brüste eine total bescheuerte form! sie sahen garnicht so aus wie die meiner mutter, so runde halbkugeln, mit kirsche oben drauf, sondern meine brüste wurden zu umgedrehten eiswaffeln mit den kugeln am verkehrten ende!
um meine freundin nadya zum lachen zu bringen fing ich an, meine eiswaffeln zu zeichnen. im farbengeschäft in der fussgängerzone hatte ich mir ein skizzenbuch gekauft, darin machte ich mich zeichnerisch über mein neues aussehen lustig und anschliessend lachten wir darüber so sehr, dass ich in die hose machte (darüber lachten wir so sehr … und wieder von vorne)
das verhältnis zu meinen brüsten entspannte sich mit den jahren immerhin etwas, schön fand ich sie jedoch weiterhin nicht.
ich war 25 als mein sohn geboren wurde und ich ihn zum stillen das erste mal an die brust legte. ich konnte es kaum glauben, aber meine ungeliebten brüste waren echte turbobusen! buchstäblich über nacht schwollen sie an zu riesigen milchspeichern mit pumpgun-artigem strahl, dreimal so groß wie der kopf meines babys. und die milch war so gehaltvoll, dass aus meinem kleinen gummi-äffchen popcorn-artig einem dicker rosiger samtproppen wurde.
seitdem habe ich mit meinen brüsten jedenfalls meinen frieden gemacht. ich hab ihre superpower erkannt und werde ihnen ewig dankbar sein. und wenn ich sie male, dann eben auch genau so. also nicht schön, aber hochfunktional!
wenn felix und ich zusammen gassi gehen nennen wir das wandern. ich würde es auch spazieren gehen nennen, weil wir selten länger als 2 stunden am stück laufen, und wenn es nach mir ginge würden wir auch noch alle 30 minuten picknick machen oder irgendwo einkehren. ich bin eine große einkehrerin.
sowieso bin ich lieber in der zivilisation als im wald. felix liebt den wald, weil es dort immer kühl ist, ich dagegen bevorzuge flächen.
sowieso will ich lieber auf der strassenseite gehen wo sonne ist, felix im schatten.
während ich dorfstraßen liebe und mir vorstelle, ich lebte dort, will felix lieber schweigend seen umrunden.
wenn uns leute begegnen, labere ich die voll während felix daneben steht und sich wundert.
ich bin ein heimlicher fan von einkaufszentren in kleinstädten und hypermärkten an stadträndern – felix schaut sich lieber die architektur im regierungsviertel an und fragt mich ab, welche funktion die häuser haben (ich rate dann).
ich träume vom atelier mit garten. felix sagt: „du kannst aufs dorf ziehen, ich nehm die wohnung.“
letzte woche haben wir freunde in ihrer brandenburgischen datscha besucht. hinterher habe ich mal wieder auf ebay kleinanzeigen nach gärten mit datschas gestöbert. ich habe mir die fotos ganz genau angesehen. und plötzlich wurde mir etwas klar: alles sah leider sehr nach arbeit aus. und arbeit haben wir beide schon genug.
meine beste freundin nadya und ich waren immerzu im abenteuermodus. wenn wir uns langweilten gingen wir zu comet, süssigkeiten klauen. oder ich klaute meiner mutter zwei peter stuyvesant aus der handtasche und wir gingen auf das verwilderte grundstück neben dem spielplatz, wo wir rauchen übten.
einmal wollten wir auf diesem grundstück auch einen schatz vergraben. als schatztruhe wählte ich die bunte runde dose von der firma quality street und als schatz meinen marienkäfer fingerring aus silber und eine tüte katjes joghurt gums.
das verwilderte grundstück war irgendwie nicht sehr einladend, darauf zu graben, denn wo keine brennesseln wucherten lag bauschutt.
wir beschlossen, dass wir uns für das versteck auf das gebüsch drumherum konzentrieren mussten. das grundstück war umgeben von efeu, brombeeren und mehlbeeren. hier steckten wir den schatz einfach hinein.
ich zeichnete eine schatzkarte und fertig. nun galt es abzuwarten, was die nächsten hundert jahre bringen würden.
eine woche später. wir hatten nichts besonderes zutun und dachten daran, unserem schatz mal einen besuch abzustatten. wir hatten tatsächlich KOMPLETT vergessen wo er lag und so war es gut, dass ich die karte gezeichnet hatte.
der schatz lag tatsächlich in der hecke. bischen eingestaubt und auch sonst irgendwie verändert. ich war ganz überrascht als wir ihn öffneten über seinen spektakulären inhalt. eigentlich mochte ich joghurt gums garnicht so gerne aber diese waren besonders gut.
nicht erst seit wir einen hund haben ist gebüsch ein thema für mich. schon immer passieren im gebüsch die echten dramen.
eine ganz frühe erinnerung von mir geht so: ich war vier jahre alt. wir wohnten in einem wohnblock in wedel bei hamburg und ich war draußen, spielen. statt uns auf dem dafür vorgesehenen spielplatz aufzuhalten krochen wir aber lieber durch das gebüsch um den spielplatz herum.
meine freundin sonja trug ihre botten mit blumenmotiv, um die ich sie beneidete. mit ihren kniestrümpfen glitschte sie darin auf in den glatten holzsohlen hin und her, was sie aber nicht davon abhielt, in gebückter haltung durch das gestrüpp zu tappen.
plötzlich ein schrei wie eine mittagssirene. durch die zweige sah ich sonja, deren hände und beine, die weißen strümpfe und ihr rock mit gelber flüssigkeit bespritzt waren. jemand rannte los um sonjas mutter zu holen.
später hiess es, dass es eigelb aus vogeleiern gewesen war, was ich mir allerdings nicht vorstellen konnte. ich fand es viel wahrscheinlicher, dass es ein giftiger zaubertrank von einem anderen planeten gewesen ist.
einmal wurde ich von einer reiseführer-autorin nach meinen lieblingsorten gefragt. vorgabe war, das eigene bett oder sofa nicht zu nennen. damit wurde es für mich quasi unmöglich, zu antworten.
ich habe das ja, glaube ich, schonmal erwähnt, dass ich stubenhockerin bin. schon als kind musste ich gezwungen werden, meinen po auch mal vor die tür zu bewegen. meine mutter ist nämlich all das, was ich nicht bin: eine sportliche allwetter-frau mit einer haut aus dunklem leder, während ich heute den größten vorteil des erwachsenseins darin sehe, bei regen nicht mehr raus zu müssen.
immer wenn es regnet stelle ich mir vor, wie ich als kind im ströhmenden regen auf dem fahrrad hinter meiner mutter her fahre. meine mutter war radfahr-süchtig. während andere kinder ihren sommer am strand verbrachten fuhren wir im regencape mit den rädern nach otterndorf.
immer wenn es regnet stelle mir vor, wie ich früher im zelt den regentropfen zuhörte und dabei merkte, dass ich aufs klo musste.
ach, ich bin einfach nur froh und dankbar, erwachsen – und drinnen zu sein.
hab n bischen herum gekramt, hin und her geräumt, schrauben umsortiert und mal feucht gewischt bei mir im shop. und 10 neue drucke ins regal geräumt. nämlich diese:
es gibt viele gründe warum ich ausgerechnet lampen für meinen shop modelliert hab. aber wenn ich darüber nachdenke fällt mir auf, dass ich auch schon vorher mit lampen zutun hatte. sogar schon bei den knet-installationen.
es ist zwar ein sehr weiter bogen von den alten knetinstallationen zu produkten in einem online-shop, aber für mich war sofort klar: wenn ich mal keramiken mache dann sollte es gebrauchskunst werden und wenn gebrauchskunst dann lampen.
drei davon gibt es jetzt aus glasierter keramik bei mir im shop.