ich musste nur noch schleifpapier, eine metallfeile, stahlwolle, schlämmkreide, spiritus, ätzgrund, abdecklack, eine gummiwalze, eine herdplatte, einen metalltisch, radiernadeln, einen ölstein, schleiföl, einen fadenzähler, ein paar kilo eisen III chlorid, zwei ätzwannen, einen kanister, ein thermometer, ein aräometer, druckpapier trocknungspappe und 2 druckfilze besorgen – und schon kann es losgehen.
die druckpresse hatte ich schon.
wenn es nach den lehrbüchern geht, fehlt allerdings noch jede menge. ich muss aber noch mal drüber schlafen bevor ich ne lederwalze für 173,70€ oder ne heizplatte für 323,70€ kauf – leute die sich sowas anschaffen kaufen auch dekantierflaschen und spazierstöcke.
ich hab erstmal ohne lederwalze und heizplatte angefangen. vor einer woche.
heute schon das erste mal eine art vorübergehender überblick. am tisch sitzen und — alles ruhig, keine besonderen vorkommnisse.
vorgestern war das noch anders. vorvorgestern auch. unvergessene momente wenn zb nach stundenlangem radieren im ätzwasser plötzlich der ätzgrund absplittert. man rauft sich mit den säurenassen gummihandschuhen die haare und will die platten wegschmeissen, weil alles verätzt ist. plötzlich der einfall: trotzdem mal den lack runternehmen und es mit stahlwolle versuchen. und ein wunder: alles glatt.
man druckt die platte und — tadellos. dafür aber 3 parallele weisse balken im bild. was kann das sein? man entdeckt balken in der laborschale. (in den büchern steht, dass man die platten umgedreht ätzen soll, damit der ätzschlamm nach unten abfallen kann. dass dafür der laborschalenboden abdrücke hinterlässt haben die vergessen zu erwähnen).
was man dann auch mal gemacht haben muss ist entfettungsforschung. damit der ätzgrund nicht nochmal absplittert muss man rauszufinden, wieso aceton, waschbenzin, spiritus und wasweissich für lösungsmittel, die in einschlägigen büchern als entfetter empfohlen werden, alle nix bringen.
was in den büchern zwar auch erwähnt wird ist schlämmkreide – nur wer fährt schon bis ans andere ende der stadt um sowas seltsames zu besorgen?
man kehrt also mit ein paar kilo kreide im rucksack zurück vom andern ende der stadt in seine lösungsmittelverseuchte bude. und: die entfettung ist unbeschreiblich! die erleichterung auch.
auch unbedingt erlebt haben muss man die suche nach dem grund dafür dass eine eisen III chlorid lösung nach nur 3 platten ihren geist aufgibt. woran kann das liegen? wenn die ersten 2 ätzungen nur 6-8 minuten brauchen, wieso ist die dritte nach 3 stunden noch nicht fertig? erst versucht man es vielleicht mit filtern. irgendwo hab ich sowas gelesen. man soll einen kaffeefilter nehmen und einen trichter und die suppe da durch giessen. wenn dann nach fast einer stunde durchtröpfeln der filter reisst reisst möglicherweise nicht nur der filter.
zum glück bringt filtern eh nichts. genauso gut könnte es daran liegen, dass man einen zinklöffel zum umrühren benutzt hat und einen pinsel mit zink-zwinge zum abwischen des ätzschlammes. denn: niemals dürfen zwei verschiedene metalle in ein ätzwasser! so steht es zumindest in den büchern.
wer das alles durchgestanden hat der hat irgendwann sicher auch so wie ich ein gefühl von vorübergehendem durchblick.
montag bring ich die bücher wieder zurück zur bücherei.