mal mal n dreieck rein

orr leute! könnt ihr endlich mal wieder aufhören, dreiecke und rhomben zu malen? ich hatte ja gehofft, das sei sone art lokale mode der hamburger szene, wo man nur noch nicht kapiert hat, dass der zug längst abgefahren ist (wenn man davon ausgeht, dass der hamburger kunstverein dem neuen formalismus schon vor fast 10 jahren eine ausstellung gewidmet hat, finde ich, reicht es langsam).
aber offenbar tue ich hamburg unrecht. der zug scheint erst jetzt auch in berlin angekommen zu sein.

sie sind schon länger hier, die neuen kubisten, konstruktivisten und sonstige moderne-kunst-zitierer. zum glück noch vereinzelter als in hamburg, wo ganze galerieprogramme dem neokonstruktivismus verschrieben sind, aber sie poppen immer mal wieder hervor.

richtig laut poppte es für meine begriffe aber erst letzten freitag bei cfa, bei der eröffnung der doppelausstellung von dana schutz und katja strunz.
hätte ich gewusst, dass es fast ausschliesslich dreiecke und quader zu sehen gab, wäre ich natürlich nicht hingegangen (ich weiss wie dreiecke und quader aussehen) aber weil ich dana schutz toll finde war ich immerhin 10 minuten da.

statt niesenden oder schwimmenden mit zigarrette malt dana jetzt dreiecke, quarder und bögen. ok, leicht kubistische verfremdungen gab es schon länger aber solange sie dabei noch frauen malte, die sich am strand rasieren, gab es geschichten und diese mooresche verbogenheit der gliedmasse unterstrich eher die komik, schien ironisch oder zumindest nicht so, als ginge es ernsthaft um die auflösung der form.

wo ich warscheinlich mal wieder komplett falsch lag. diese ergreifenden, ulkigen figuren sind jetzt nämlich fast vollständig einer art tachistischen geometrie gewichen und das einzige, was scheinbar übrig geblieben ist, sind die eigentümlichen bonbon-farben. die rücken damit aber auch mehr ins zentrum der aufmerksamkeit, und kommen dort, so formlos, plötzlich ziemlich dürftig rüber. ein nackter mann in grellem pink ist nunmal was anderes als einer in hautfarben – ein dreieck in pink dagegen kann von mir aus auch blau oder grün sein, über sowas unterhalte ich mich nicht.

auch die chronologie, mit der sie offenbar an der geschichte entlang arbeitet, finde ich eher unspannend: erst figürlich, dann ins kubistische auflösen und jetzt der abstrakte expressionismus. was kommt als nächstes? minimal?

ich kann einfach nicht nachvollziehen, was aus heutiger künstlerInnen-sicht so spannend an den herren der moderne sein soll. was haben kandinsky oder picasso mit mir zu tun und wozu sollte ich die eigene arbeit so aussehen lassen dass man sie der moderne zuordnen kann? geht es darum, inhalte loszuwerden weil man annimmt, dass inhalte nicht in diese zeit passen? das würde ich doch für einen schweren irrtum halten.
die annahme dagegen dass inhalte auf dem kunstmarkt nicht mehr gerne gesehen werden wurde in letzter zeit ja auch hin und wieder angesprochen. besonders gut ausformuliert wurde das hier und ich kann das leider grob bestätigen.

ich bin in meinen eigenen arbeiten nun beileibe auch keine gesellschaftskritikerin und sollte mich als letzte aufregen, wenn künstler anfangen, rhomben zu malen, in der hoffnung damit zu punkten auf einem kunstmarkt der rhomben lieber mag als sperrige themen. aber wieso sollte man anfangen, rhomen zu malen NACHDEM man längst gepunktet hat? das will mir nicht in den kopf.

die ratschläge von früher waren: „machs mal in gross“ und „mach mal mehr davon“ – bescheuert aber irgendwie nachvollziehbar. aber „mal mal n dreieck rein“?