48 minuten neukölln

ich bin verabredet mit hugo, einem ehemaligen kommilitonen aus hamburg, den ich, wie die meisten meiner neuen berliner kontakte, in hamburg noch nicht kannte.
„du kommst mir so bekannt vor, kennen wir uns von der hfbk?“
„kann mich nicht erinnern aber gib mal deine nummer!“

hugo will zu ner ausstellung nach neukölln. das konzept klingt originell: ein haufen künstler (hauptsächlich hamburger) haben trinkgefässe getöpfert, die dann von den ausstellungsgästen auch benutzt werden sollen: es soll freibier geben.

die hausnummer zu finden ist leicht: es ist ein einkaufszentrum. etwas unvorbereitet und beide gehandicapt durch einen eher rudimentären orientierungssinn stehen wir die ersten 10 minuten leicht verwirrt im eingang vor den fahrstühlen rum und starrten auf unsere smartphones. „warte mal – ich google das eben… huch, kein empfang.“

ein fahrstuhl hält, die tür geht auf, 100 hipsteraugen glotzen uns fragend entgegen.
„gibt es da, wo ihr hinfahrt, ne ausstellung?“ fragt hugo geistesgegenwärtig.
„keine ahnung, kann sein, im 5ten stock warscheinlich.“
wir steigen ein.

statt nach oben fährt der fahrstuhl in den keller. laaangsam gehen die türen auf. eine frau mit kinderwagen steigt zögernd ein. laaaangsam schliessen sich die türen. wieder erdgeschoss. türen auf. neue hipster steigen ein, die auch nach oben wollen. türen gehen laaangsam wieder zu. erster stock, türen auf. niemand. türen laaangsam wieder zu. wieder erdgeschoss. hugo und ich steigen aus.
mir fällt ein, dass es in einkaufszentren auch rolltreppen gibt.

oben angekommen irren wir wieder umher, landen im parkhaus. ein teenager-pärchen vor uns.
„wisst ihr, ob hier eine ausstellung ist?“
„keine ahnung, kann sein.“
also hinterher.
im hintersten eck ist ein treppenhaus. wir steigen hoch bis es nicht mehr weiter geht. immer noch keine ausstellung. eine frau mit jutebeutel wartet vor den fahrstühlen, ein stockwerk gibts noch, meint sie. wir stellen uns resigniert daneben.

am ende landen wir tatsächlich auf einem parkdeck wo ein paar stellwände aufgestellt wurden und bilder dran hängen. dazwischen hocken matetee-trinker und eine 50 meter lange schlange, die eine etage höher zu enden scheint.
hugo ist dafür, dass wir uns anstellen. der tüp vor uns sagt zu seinem begleiter: „das geht jetzt schnell, das ist jetzt die zeit wenn die frauen mit den kindern nach hause müssen.“

während wir warten, etwa 20 minuten, reden wir nicht viel. voller hoffnung und vorfreude arbeiten wir uns die auffahrt hoch. oben dann ein tor aus strohballen, dahinter, soweit man sehen kann, eine art dachgarten mit sitzbänken und türsteher. eintritt 6 euro.

hugo fragt den türsteher, was hinter der tür sei. der türsteher zählt DJ namen auf.
„ja aber –“ sage ich matt, „haben sie selbstgetöpferte bierkrüge?“
verzweifelt halte ich ihm mein handy mit dem facebook-event-eintrag entgegen. „kommt ihnen das hier irgendwie bekannt vor?“
der türsteher verneint. nie gehört. „versuchen sie es doch mal im erdgeschoss am infopoint! oder auf der webseite von 48 stunden neukölln!“

irgendwie gelangen wir wieder zurück ins erdgeschoss und suchen den ausgang. es ist spät und ich hab schwere beine.