wiederholungen

„alles wiederholt sich…“ sage ich zu meinem mann am abendbrottisch.
„stimmt. wir werden ohne haare und ohne zähne geboren und sterben ohne. und auf allen vieren laufen wir auch bald wieder.“

und eben auch in der kunst wiederholt sich alles.
wobei ich nie kapiert habe, wieso wiederholungen unter künstlerInnen so beliebt sind, aber das ist eine andere geschichte (die ich auch schon hundert mal erzählt hab).
diese art von wiederholungen meine ich jetzt nicht. ich meine die unbeabsichtigten, die grossen kreise. das deja-vue-hafte „huch, das kommt mir bekannt vor!“ – für mich ist sowas meistens ein gutes zeichen.

das erste mal als mir so eine schleife passierte war zu beginn meines studiums. damals war es an der hfbk in hamburg in, nicht zu malen. nach den ersten beiden semestern hatte ich auch keine lust mehr und machte mich auf die suche nach einem neuen material. was ich entdeckte war seife.
ich hatte aber schonmal vorher mit seife als platisches material zutun und das war im kindergarten. dort schnitzten wir fische und schildkröten aus haushaltsseife. und 20 jahre später schnitzte ich an der kunsthochschule daraus nun dildos.

und jetzt, nochmal 20 jahre später, ist wieder so eine zeitschleife passiert.
als kinder bauten meine schwester und ich zuhause städte aus bauklötzen und schuhkartons. in erster linie bauten wir wohnungen für unsere spielfiguren, aber auch schulen, krankenhäuser, eine spiegelei-fabrik, strassen, gärten und bahnhöfe. unsere hauptdarsteller waren verschiedenste kleine figuren aus plastik und gummi, schlümpfe, biene maja, pinocchio und die figuren der sesamstraße. ein paar barbies waren auch dabei. wir schmissen einfach alles zusammen was wir hatten. es gab einen playmobil-zirkus und ein schlumpfhaus, eine puppenstube und einen kaufmannsladen. alles konnte irgendwie umfunktioniert werden so wie mein bett auch ein hervorragendes reitpferd war.

mit der zeit verschob sich mein fokus aber vom rollenspiel hin zum aufbau. der dauerte zuletzt mehrere tage und alles endlich irgendwann fertig war und die figuren einziehen konnten, hatte ich keine lust mehr.

ich war ungefär 14 als mir auffiel, dass meine drei jahre jüngere schwester in einer anderen welt zu leben schien.
während sie fröhlich spielte, sass ich frustriert in meinem zimmer. nicht nur, dass ich das rollenspiel scheinbar verlernt hatte, offenbar war es gesellschaftlich garnicht anerkannt, mit 14 noch mit schlümpfen zu spielen!
überhaupt sahen die wohnungen der figuren meiner schwester viel toller aus als meine! bei ihr war alles so schön chaotisch und improvisiert während bei mir der perfektionismus ausgebrochen war!
ich überredete sie sogar zu tauschen, mein steriles luxus-loft gegen ihre verschnörkelte spinner-laube, aber auch da half nichts.

was allerdings noch funktionierte war das malen. und als wir in der schule im kunstunterricht mit radierung und linolschnitt anfingen nahm ich meine pocketkamera und fotografierte im zimmer meiner schwester ihr aktuelles bauklotzwerk und dessen bewohner.
die fotos waren unscharf aber reichten als vorlage aus und ich zeichnete sie ab auf die druckplatten.

30 jahre später. in letzter zeit hab ich mich wieder öfter selbst gemalt. wie schon bei den knetplastiken hat das u.a. den grund, dass ich nunmal da bin.
um bildideen umzusetzen, die über michselbst in der wanne sitzend hinaus gehen, bräuchte ich modelle. räume kann ich malerisch verändern aber was ich mir nicht so gut ausdenken kann, ist licht. ich weiss zwar auswendig, wie einzelne körperteile aussehen, aber nicht, wie es aussieht, wenn bestimmtes licht darauf fällt.

das trifft es sich, dass ich noch 200 kilo knete im schrank habe. wie michelangelo, der auch wachsmodelle formte und sie mit kerzenlicht beleuchtete fing ich also an, mir meine modelle zu kneten.
und weil die auch wieder einen raum brauchen, so wie damals meine schlümpfe, baute mir mein mann… na… ein puppenhaus!

gestern hab ich jedenfalls das erste bild angefangen. es haut mich noch nicht um, aber das wird noch. an der vorlage liegts schonmal nicht.