zu den nachbarn meiner ateliergemeinschaft am bullerdeich zählen neben dem leerstehenden hochwasserbassin auch die stadtreinigung
und direkt gegenüber ein recyclinghof.
mehrmals am tag benutzen müllwagen unsere hofeinfahrt zum wenden. mein fenster ist genau neben dem tor und mein tisch steht vor dem fenster, sodass ich jedesmal, wenn sich die piependen müllwagen rückwärts durchs schmale tor zwängen, einem grinsenden müllmann 20 cm vor meiner nase zunicken kann.
und so wie die müllwagen ständig in unseren hof fahren machen das auch leute, die ihren müll abladen wollen weil der recyclinghof gerade zu hat.
samstags hat der hof nur bis 14 uhr geöffnet und deswegen liegt sonntags oft eine ladung schrott vor unser haustür. mal eine LKW ladung alter bürostühle (also nicht etwa ein paar stühle sondern gleich 30 stück), mal ein berg zerbrochener autoglasscheiben. zur zeit sind es etwa zwei kubikmeter holzmüll.
leider gehört es nicht zu den stärken von künstlern, sich um solche sachen effektiv zu kümmern. meistens liegen die sachen einfach so lange im hof bis irgendwann ein schrottsammler vorbei kommt oder irgendwer, der gerade kaputte autoglasscheiben benötigt.
hinzu kommt, dass der müll für aussenstehende schwer zu unterscheiden ist von sachen, die die künstler dort selbst abgeladen haben. irgendwelche halbverrotteten kunst-im-öffentlichen-raum skulpturen oder einfach baumaterial, was nicht mehr ins atelier passte.
das ist insofern ein problem, dass wir nicht so einfach den vermieter anrufen können, um eine neue wilde müllkippe zu melden. der vermieter, in unserem fall die stadteigne sprinkenhof AG, ist zwar für gewöhnlich recht kulant und kooperativ, nur klingt eine beschwerde über einen haufen holzmüll wenig überzeugend, wenn man dann erklären muss, dass der holzmüll daneben noch gebraucht wird.
deswegen schob mein ateliernachbar vor ein paar wochen den müll einfach in einem anhänger über die strasse, um das problem kurzerhand selbst zu lösen. er wuchtete das riesige ding über das kopfsteinpflaster und erklärte den müllmännern auf der anderen strassenseite die sachlage.
die hörten nur „atelier“ und konstatierten: das sei gewerbemüll und bei der menge koste das 60 bis 80€. wenn das tatsächlich wild abgeladen worden sei müssten wir uns an die polizei wenden und anzeige erstatten. ansonsten sei da nichts zu machen.
mein nachbar schob also den karren mit dem müll wieder zurück vor unsere haustür wo er bis heute liegt.
inzwischen ist auch noch ein lattenrost dazu gekommen.
gestern habe ich also mal die stadtreinigungshotline angerufen, um nachzufragen, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, die sache auf dem kurzen dienstweg zu klären.
die dame von der hotline war erstaunlich freundlich. da finde sich bestimmt eine lösung, sie würde mich jetzt mal durchstellen zu jemandem der mit sowas zu tun hat.
ein herr meldete sich und ich erklärte abermals die sachlage. auch dieser hatte vollstes verständnis und meinte, er würde gleich mal mit den leuten vom betreffenden hof sprechen, damit die wissen, dass wir nochmal kommen. wir müssten dann nur etwas unterschreiben und dann nehme man den müll gebürenfrei an. er würde sich gleich wieder bei mir melden.
eine halbe stunde später rief er an, er habe jetzt mit den leuten gesprochen, alles kein problem. man müsste die farbdosen aber… farbdosen? ich unterbrach. nee, in diesem fall ginge es um holz.
es stellte sich raus, dass er nur zuständig für sondermüll war und nicht für holz. unter diesen umständen müsse er mich leider nochmals weiter verbinden. der zuständige würde sich morgen bei mir melden.
das war gestern. der zuständige hat sich eben gemeldet. ein herr m., gruppenleiter des recyclinghofes bullerdeich 6. leider sah er die dinge komplett anders als seine beiden kollegen. nein, natürlich könne man die sog. „wildablagerung“ nicht so ohne weiteres annehmen. der müll gehöre in jedem fall dem eigentümer, auch bei wildablagerungen. er gehöre immer dem, auf dessen grundstück er sich gerade befinde. in diesem fall also der sprinkenhof AG. da es sich um gewerberaum handle müsste in jedem fall eine gebühr entrichtet werden.
um den müll also loszuwerden sollten wir uns an den vermieter wenden, der müsste dann den müll entsorgen und gegebenenfalls anzeige erstatten.
ausnahmen mache er keine, dann könne ja jeder kommen. die entsorgung von müll koste geld (diesen satz wiederholte er in dem gespräch noch ungefär 4 mal).
mein argument, dass das mittlerweile 10 minütige telefonat doch sicher auch schon einiges koste – ich ginge davon aus dass er als gruppenleiter etwas mehr verdiene als die männer auf dem hof – und das geld könne man ja auch schon sparen, indem er einfach einwillige, den müll anzunehmen, zündete auch nicht so richtig.
zum generellen wildablagerungsproblem in unserem hof riet er dazu, die hofeinfahrt einfach zu jeder zeit verschlossen zu halten. jeder sei schliesslich für sich selbst verantwortlich.
auf meine bemerkung, dass seine kollegen dann aber nicht mehr bei uns wenden könnten, sagte er nichts.
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morgen schmeissen wir einfach den mist ins auto und fahren damit zum recyclinghof in der schanze.
Nicht umsonst hat Martina Schwarzmann einen Song zum Wertstoffhof geschrieben:
http://yt.cl.nr/0AUqe5D681g